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Nie mehr vom Stammtisch zuhause bleiben, denn: Menschen mit guten Freunden sind gesünder
Nie mehr vom Stammtisch zuhause bleiben, denn: Menschen mit guten Freunden sind gesünder
Universitäts-Professor Anton Laireiter kennt sich mit menschlichen Beziehungen aus. Das ist nicht verwunderlich, hat er doch viele Jahre seiner wissenschaftlichen Forschung diesem Thema gewidmet. Wir haben ihn gefragt, wie wichtig Freundschaften sind, warum es von Vorteil ist, sich intensiv um seinen Stammtisch zu kümmern und was er sonst in seinen Forschungen herausgefunden hat.





Haben eigentlich nur wir Menschen Freundschaften?

Laireiter: Eine gute Frage! Grundsätzlich kann man sagen, dass nicht nur wir Menschen Freundschaften pflegen, auch im Tierreich wird beobachtet, dass es so etwas wie Freundschaften gibt. Zum Beispiel bei Katzen oder Hunden. Und ganz stark bei Primaten, also zum Beispiel bei Schimpansen.

Welche Arten von Beziehungen werden denn beobachtet?

Bei den Hunden und Katzen kann ich nur mutmaßen, aber bei Menschen weiß man es recht genau. Menschen gehen im Laufe ihres Lebens unterschiedliche Beziehungen ein, diese Beziehungen nennt man „Bindungsbeziehungen“ oder „Bekanntschaftsbeziehungen“. Freundschaften sind Beziehungen, die sehr eng sind, aber nicht zu eng. Übrigens gibt es eindeutige Unterschiede zwischen Männer- und Frauenfreundschaften.

Der letzte Punkt ist spannend. Welche Unterschiede zwischen Männer- und Frauenfreundschaften gibt es denn?

Frauen gehen viel intensivere Freundschaften mit anderen Frauen ein, Männer schaffen das in der Regel nicht. Da steht meistens ein Ding im Mittelpunkt: ein Auto, Fußball, Bier (lacht). Männer entwickeln ihre Freundschaften entlang gemeinsamer Interessen, während Frauen gerne Face-to-Face Zeit mit ihren Freundinnen eingehen. Da fällt auch oft der Begriff der „besten Freundin“.

Klingt interessant. Aber Männer haben ja auch „beste Freunde“, oder?

Männer haben Freunde, aber der „beste Freund“ ist in der Regel die Partnerin. Hier wird sich viel mehr erzählt als zum Beispiel den männlichen Freunden beim gemeinsamen Bier. Der Zeitpunkt, zu dem die Freundschaften geschlossen wurden, spielt übrigens auch eine bedeutende Rolle.

Wieso macht es einen Unterschied, wann die Freundschaft geschlossen wurde?

Kindliche Freundschaften, also Beziehungen aus dem Kindesalter, sind zu Beginn viel unbedarfter. Kinder spielen miteinander, teilen, was sie haben. Je älter wir werden, desto schneller verändern sich die Zwecke unserer Freundschaften und die Naheverhältnisse sind demnach andere.

Provokant gefragt: Was hat man überhaupt von einer Freundschaft?

Sehr viel. Es gibt gleich mehrere Studien, die herausgefunden haben, dass Menschen mit funktionierenden Freundesbeziehungen gesünder, glücklicher, seltener depressiv und wenig krankheitsanfällig sind. Freundschaft ist also nicht nur gut für das Herz, sondern auch für den Körper. Das ist wenig verwunderlich: Der Mensch an sich ist ein enorm soziales Wesen. Heutzutage hat sich bloß der Blick der Gesellschaft geändert und wir sehen uns als einzelne Individuen, obwohl wir eigentlich am zufriedensten in der Gruppe sind.

Das bedeutet, Freundschaften machen und halten gesund?

Grob formuliert kann man das so sagen, vorausgesetzt es handelt sich um funktionierende Beziehungen. Was auf jeden Fall beobachtet wird, ist, dass Menschen mit guten Freunden viel entspannter sind, mehr „easy going“. Ob die Menschen mit guten Freunden deswegen happy sind, weil sie so tolle Beziehungen haben, oder die Beziehungen so toll sind, weil die Menschen happy sind – das kann man leider nicht sagen. Auf jeden Fall ist es ein gutes Gefühl, einen Freundeskreis zu haben, mit dem man gerne viel Zeit verbringt.


Zur Person: Anton Laireiter ist Professor für Psychologie in Salzburg und Wien. Momentan beschäftigt er sich mit der Erforschung von Wohlbefinden, Humor und menschlichen Stärken und ihren Bedingungen sowie mit Psychotherapieforschung und Online-Interventionen.